Das Zungenband: Wie funktioniert es und warum kann eine OP notwendig sein?

Ratgeber zu kurzes Zungenbändchen: Das Zungenband verbindet die untere Fläche der Zunge mit dem Mundboden. Ist es zu kurz gewachsen, schränkt es die Beweglichkeit der Zunge ein, was zu Schwierigkeiten beim Stillen, Schlucken und Sprechen sowie Atmen führt. Dadurch lässt sich die Zunge nicht weit genug anheben, um physiologisch also normal trinken zu können. Das Testen des Heraus Streckens der Zunge ist also kein sicheres  Zeichen einer ausreichenden Zungenbeweglichkeit. Das Baby rutscht beim Saugen an der Brust ab und kann auch aus einer Flasche schwer Flüssigkeit zu sich nehmen. Symptome des Kindes: Zusammenkneifen des Kiefers und Würgereiz bei der Nahrungsaufnahme. Daher empfiehlt es sich, diese Verwachsung frühestmöglich zu lösen. Das Verbindungshäutchen zwischen Zunge und Zungenboden wird dabei mittels eines kurzen Eingriffs durchtrennt oder verlängernd eingeschnitten.

Vor dem Eingriff

Am Anfang einer erfolgreichen Operation stehen das ausführliche Gespräch und die Untersuchung des Mundraums und der Zungenfunktion mit dem behandelnden Arzt. Sollte dabei festgestellt werden, dass medizinischer Rat oder ein Eingriff nötig sind, werden entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Zudem muss das Kind zum Zeitpunkt der OP vollkommen gesund sein.

Was geschieht beim Eingriff?

Beim klassischen Verfahren Zunge wird zunächst nach oben gezogen und gehalten. Dann kann das Zungenbändchen durchtrennt werden. Häufiger jedoch wird die Frenoloplastik vorgenommen. Dabei schneidet der Arzt das Zungenbändchen Z- oder V/Y-förmig mit dem Skalpell ein, was zu einer Verlängerung führt. Alternativ kann das Zungenbändchen  und Lippenbändchen mit der Schere getrennt werden. Die OP erfolgt entweder unter örtlicher Betäubung oder Narkose.

Das Zungenbandzentrum trennt Bänder mit einem Betäubungsgel und/ oder einer lokalen Anästhesie mit dem supergepulsten CO² Laser in wenigen Sekunden.

Wie wirkt sich der Eingriff auf das Atmen aus?

Sehr positiv. Die Zunge wird aus ihrer rückwärtigen tiefen Position im Mundboden befreit, durch die den Atemweg eingeschränkt wurde. Sie legt sich in der Folge in ihre optimale natürliche Position vorne oben an den Gaumen und saugt sich dort durch Adhäsion mittels Speichel fest. Der Unterkiefer kommt nach vorne,  die Lippen und der Mund schließt sich, die gesunde Nasenatmung setzt ein. Die Zunge liegt in ihrer physiologischen also normalen Zungenruhelage am Gaumen und formt diesen aus. Aus einem hohen spitzen „gotischen“ Gaumen mit Schmalkiefer formt die Zunge die gewünschte flache Gaumenform mit normalen breitem Oberkiefer. Dadurch haben die bleibenden Zähne genügend Platz und der Zusammenbiss kann sich korrekt einstellen, da das Größenverhältnis zwischen ober- und Unterkiefer zu einem gewünschten regulären Überbiss führt. Weil das Gaumendach gleichzeitig auch der Boden der Nasennebenhöhle ist, führt die flache romanische Gaumenform auch zur einer guten Ausformung und Belüftung der Nasennebenhöhlen.

Wie erkenne ich ein zu kurzes Zungenbändchen?

Das Zungenband ist nicht immer leicht zu erkennen, besonders wenn es tiefer unter der Zunge liegt. Und nicht jeder Arzt, jede Laktationsberaterin IBCLC oder Krankenschwester hat genug Erfahrung, um dies genau zu untersuchen. Daher ist es wichtig, eine Zahnarztpraxis zu konsultieren, vorab kann ein Foto geschickt werden. Ein Zungenband verursacht oft eine herzförmige Zunge mit einer Einbuchtung in der Mitte. Weint das Baby, sinkt die Zunge in eine niedrigere Position und nimmt eventuell eine schalen ähnliche Form ein. Weiße Ablagerungen ab der Zungenmitte sind möglich. Häufig ist ein verkürztes Zungenband genetisch bedingt und schränkt die Beweglichkeit der Zunge ein, ineffektives Stillen und Saugen ist die Folge.

Kann man das Zungenbändchen dehnen?

Nein im Prinzip nicht. Das Zungenband besteht aus Kollagen Typ I, das zu 3 % dehnbar ist. Das bedeutet bei 1 cm kann man das Zungenband um 0,3 mm dehnen. Gedehnt wird der Mundboden, das umgebende Weichgewebe und die Zungenmuskulatur, was zu einer kurzfristigen Verbesserung bei Grenzfällen der Symptome führen kann. Werden die Dehnübungen beendet kommen die Symptome oft zurück oder es treten andere Symptome als Kompensation auf.

Posteriores Zungenbändchen erkennen?

Ein posteriores Zungenbändchen ist das Vorhandensein von abnormalen Kollagenfasern die unter der Schleimhaut verborgen sind. Ein klassisches anteriores Zungenband hat also immer eine posteriore Komponente dahinter. Daher ist jedes Zungenband, das Probleme beim Stillen verursacht, tatsächlich auch ein posteriores Zungenband; ein Teil dieser Bänder hat auch eine anteriore Komponente. Wenn es nicht gelingt, alle abnormalen Kollagenfasern zu lösen, führt dies zu einer anhaltenden Einschränkungen der Zungenbeweglichkeit. Zur Diagnose muss die Zunge im Gabelstaplergriff angehoben werden. Erst dann wird das posteriore Zungenband sichtbar.

Welche Nachteile hat das Durchtrennen des zu kurzen Zungenbändchens?

Es ist wenn auch sehr minimalinvasiver chirurgischer Eingriff. Es kann eine Narbe entstehen. Der Hauptnachteil sind bei Säuglingen das aktive Wundmanagement über mindestens 4 Wochen alle 4-6 stunden auch in der Nacht. Dies kann für die Säuglinge unangenehm und für die  Eltern belastent sein.

Welche Kosten entstehen beim Durchtrennen des Zungenbändchens?

In Deutschland übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung in der Regel die Trennung mit Laser nicht. Auch nicht alle private Versicherungen übernehmen die Kosten, da die Abrechnung analog erfolgt, da dieser minimalinvasive Eingriff sowie er von uns durchgeführt wird nicht im Leistungskatalog enthalten ist.

Macht das zu kurze Zungenbändchen Probleme beim Kleinkind und Schulkind?

Kann die Zunge nicht in Richtung Gaumen angehoben werden, können dadurch Ausspracheprobleme entstehen, die Sprache wird unverständlich. Auch das Essen von festen Speisen wird erschwert, da sich die Zunge nicht von links nach rechts und von vorne nach hinten bewegen kann. Das Schlucken wird ebenfalls erschwert. Manche Kinder benutzen die Hände, um zu Essen oder müssen Würgen.

Die Zähne können nicht ausreichend gereinigt werden, der der Zugang zu den hinteren Mundpartien blockiert ist und die Zunge nicht zur Selbstreinigung eingesetzt werden kann. Im Fall einer Mittelohrentzündung oder beim Fliegen kann die Ohrtrompete beim Schlucken nicht genug frei zum Druckausgleich geöffnet werden, was zu Ohrschmerzen führt. Langfristig betrachtet, schränken Zungen- und Lippenbänder die Lebensqualität und die gesunde Entwicklung ein.

Ist es sinnvoll das zu kurze Zungenbändchen beim Erwachsenen zu trennen?

Ja, besonders wenn Symptome wie Mundatmung, Schnarchen, Engegefühl im Rachen, Hustenreiz, Verspannungen der Hals- und/oder Brustwirbelsäule, Kopfschmerzen, Pressen oder Knirschen der Zähne und Migräne vorhanden sind.

Welche Folgen hat es, wenn man das zu kurze Zungenbändchen nicht durchtrennen lässt?

Obwohl einige Ärzte fälschlicherweise der Meinung sind, dass sich das verkürzte Zungenbändchen mit der Zeit auswächst, haben systematische Untersuchungen gezeigt, dass dies selten vorkommt. Nicht früh genug erkannt und unbehandelt wird nicht nur das Stillen erschwert, auch im späteren Leben treten langwierige und komplexe Sprachstörungen, Probleme beim Stillen oder Essen, Zahnprobleme und Schwierigkeiten bei der Atmung auf. Daher raten viele Spezialisten dazu, das verkürzte Zungenbändchen so früh wie möglich zu therapieren.

Liegt es am zu kurzen Zungenbändchen, wenn mein Baby den Schnuller nicht halten kann?

Ja, das kann eine Möglichkeit sein. Bitte setze den Schnuller nur ganz gezielt wie ein Medikament ein. So wenig Schnuller wie möglich und soviel Schnuller wie unbedingt notwendig heißt die Devise. Bleibe immer bei der kleinsten Größe.