Funktion der Zunge

Die Zunge hat wichtige Funktionen beim Stillen, Essen, Trinken, Sprechen und Schmecken zu erfüllen. Der Säugling braucht eine frei bewegliche Zunge, um physiologisch und effektiv saugen, schlucken und atmen zu können.

Das Zungenband ist eine von Mundschleimhaut überzogene Muskel- und Bindegewebsfalte an der Unterseite der Zunge. Es verbindet die Unterseite der Zunge mit dem Mundboden. Ist es zu kurz und behindert dadurch die Zungenbeweglichkeit und Funktion, wird es als Frenulum linguae breve (kurzes Zungenband) und der Zustand als Ankyloglossie oder auch Ankyloglosson oder Ankyloglossum bezeichnet.

Wann ist ein Zungenband zu kurz?

Das Zungenband wird dann als zu kurz bezeichnet, wenn es die Funktion der Zunge beim Essen, Trinken, Sprechen, Schlucken behindert oder durch die nicht physiologische (normale) Zungenruhelage zu Verformungen des Gesichtsschädels und zu Fehlfunktionen der Muskulatur mit daraus resultierenden Verspannungen der Gesichts- und Skelettmuskulatur führt, also wenn das Zungenband Symptome verursacht.

Zu kurz in Bezug auf was?

Bei der Beurteilung der Zungenfunktion ist auch die Gaumenform entscheidend, denn wenn er sich hoch und spitz in einer gotischen Form darstellt ist der zu überwindende Abstand für die Zunge größer als bei einer gut ausgeformten flachen gotischen Form des Gaumens.

Symptomatisches Zungenband

Aus den genannten Gründen bevorzugen wir es von einem Zustand des symptomatischen statt von eine zu kurzem Zungenbändchen zu sprechen.

Ankyloglossie

Durch ein zu kurzes Zungenband entsteht als eine Folge die Ankyloglossie, eine angeborene Entwicklungsstörung, bei der die Zunge durch ein zu kurzes, straffes oder dickes und/oder zu weit nach vorne reichendes Zungenbändchen am Mundboden fixiert ist. Die Bewegung kann in allen drei Dimensionen oder auch nur in einer Richtung nach vorne, seitlich und oben eingeschränkt sein.

Ist das Zungenbändchen dehnbar?

Histologisch konnte Martinelli[1] bei in allen Typen der Ankyglossien Kollagen Typ 1 nachweisen, das nur 3% dehnbar ist. Das bedeutet, dass bei einer angenommenen Länge von 1 cm eine Dehnung von 0,3 mm möglich ist. Dehnübungen führen deswegen meist nur zur unphysiologischen Anhebung des Mundbodens oder Veränderung der Zungenform. Wird das Dehnen eingestellt kehren die Symptome meist zurück.

Unzureichende Definition der ausreichenden Zungenbandlänge

Die weit verbreitete Definition einer ausreichenden Länge des Zungenbandes wäre dann gewährleistet, wenn beim Baby die Zunge beim Weinen bei weit geöffnetem Mund bis zur Hälfte des Gaumens nach oben geht, ist ungenau, weil keine Aussage über die Beweglichkeit des mittleren und hinteren Anteils der Zunge getroffen wird, oft Babys mit zu kurzem Zungenband den Mund nur wenig öffnen und der Bezug zum Gaumen nicht berücksichtigt wird.

Zunge herausstrecken ist kein Zungenfunktionstest

Das Herausstrecken zeigt nur, dass die Beweglichkeit der Zunge nach vorne ausreichend sein kann. Entscheidend ist jedoch die gute Beweglichkeit nach oben zum Gaumen hin und auch zur Seite.

Schmerzfreies Stillen

Die Zunge bewegt sich zum Stillen nach vorne und liegt schützend auf der unteren Kauleiste. Mit weit geöffnetem Mund zieht der Säugling die gesamte Mamille mit Brustgewebe in den Mund ein. Die Zunge umfasst löffelförmig das Brustgewebe und stabilisiert es im Mund. Bei jeder Saugbewegung geht die Zunge in einer peristaltischen Wellenbewegung nach oben und der Mundboden nach unten. Der mittlere Anteil der Zunge erzeugt den Unterdruck. Durch Vakuum und Wellenbewegung wird der Milchspendereflex ausgelöst und die Muttermilch fließt in den Mund des Säuglings. Da kein Druck von Lippen oder Kauleiste auf die Mamille übertragen wird und sie geschützt im Cavum orum liegt, ist effektives schmerzfreies Stillen möglich.